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In diesem Beitrag gehe ich auf eine der „Tugenden der Samurai“ ein. Es geht um den „Kriegergeist“, auf die heutige Zeit angewendet entspricht das in etwa dem „Geist der Konsequenz“.

Ich durfte vor einigen Jahren an einem Seminar teilnehmen, welches sich mit dem Thema „Führen wie ein Samurai“ befasste. Inhaltlich ging es weniger um das traditionelle japanische Kämpfen als vielmehr um die 7 Tugenden der Samurai, also die innere Haltung, die einen erfolgreichen „Krieger“ und Führenden – auch in der heutigen Zeit – ausmacht.

Unterschiedliche Sichtweisen sind normal
Die Beschreibungen der Tugenden in der Sprache der Samurai hören sich teilweise „martialisch“ an, was natürlich der entsprechenden Zeit und Kultur geschuldet ist. Interessant ist, dass sich diese Tugenden grundsätzlich auf unsere heutige Zeit übertragen lassen, nicht nur im beruflichen und persönlichen Kontext, sondern zunehmend auch im gesellschaftlichen Bereich. Die Auseinandersetzungen zwischen Menschen sind da und bleiben auch erhalten, nur die Mittel zu ihrer Lösung sind heute und in unserem Kulturkreis – zumindest bisher – andere.

Wir Menschen sind individuell mit unserer eigenen Lebensgeschichte, die uns in unserem Denken, Fühlen und Handeln geprägt hat. Es ist daher vollkommen normal, dass wir zu allen möglichen Themen unterschiedliche Ansichten als andere Menschen haben können. Das regt an, erweitert den persönlichen Horizont und kann zu neuen, besseren Lösungen oder Einsichten führen. Daher gilt, angemessen, wertschätzend und förderlich miteinander umzugehen. Konflikte können entstehen und dennoch gesichtswahrend gelöst werden.

Konsequente Haltung für sich selbst erkennen
Was hat das nun mit dem Thema „Konsequenz“ zu tun? Ich stelle mir beispielsweise die Frage, mit welcher Haltung ich in Gespräche und Diskussionen gehen bzw. meinen Lebensweg gestalten möchte? Oder wie gehe ich mit für die gesamte Gesellschaft neuen Herausforderungen um, zum Beispiel Klimathemen, Gesundheitsfragen, wirtschaftliche Globalisierung, gesellschaftliche Trends oder weltweite Krisen und damit verbundene Menschenwanderungen? Was ist mir wichtig, wann „lohnt“ es sich, für meine oder gesellschaftsrelevante Themen einzustehen und wie setze ich das geeignet um?

Konsequent zu sein, heißt für mich, selbstbewusst nach vorn zu blicken und mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich eine Wahl habe. Ich weiß, dass es im Leben dazugehört zu „kämpfen“, also mich mit geeigneten Mitteln für etwas oder für jemanden einzusetzen. Das kann mühsam sein, mich am Ende jedoch sehr befriedigen und mein eigenes Selbstbewusstsein stärken. Das heißt aber auch, meine eigene Position gegenüber dem „Mainstream“ oder der vermeintlichen Mehrheit, wenn ich ihn nicht für angemessen halte, standhaft zu vertreten – mit der „Gefahr“, mich unangenehmem Druck auszusetzen.

Klarheit schaffen
Zunächst stelle ich mir die Fragen: Um was geht es konkret? Betrifft es mich persönlich oder meine Wertvorstellungen? Wenn ja, mit wem gehe ich in die Diskussion? Wann sollte ich reagieren? Sehe ich die Chance, die Auseinandersetzung erfolgreich zu bestehen, lohnt es sich demnach? Ist der Nutzen sowohl für mich als auch für die Beteiligten und/oder Betroffenen gegeben? Erst dann entscheide ich mich ganz bewusst, mich für etwas oder für jemanden einzusetzen.
Sofern ich mich dazu entschieden habe, dass das Thema wichtig für mich ist, kann ich mich innerlich bereitmachen, mich dem zu stellen. Dazu gehört eine gute inhaltliche und mentale Vorbereitung. Ich frage mich, was in diesem Zusammenhang von mir und von jedem der Beteiligten „objektiv“ für Recht und Wahrheit gehalten wird – das ist zugegebenermaßen nicht so ganz einfach, wenn ich mich, meine „Wahrheiten“ und mein Verhalten kritisch hinterfragen bzw. die möglichen positiven Zielsetzungen der Anderen anerkennen soll. Doch hilft es mir, eine „objektivierte“ Sicht einzunehmen.

Fertigkeiten trainieren
Zur guten Vorbereitung gehört für mich auch, diejenigen Fertigkeiten, auf die es ankommt, zu trainieren und zu praktizieren: Während früher die „Waffenkunst“ wesentlicher Bestandteil war, zählen heute zum Beispiel Fachwissen, methodisches Wissen, Management-Wissen, Führungsfähigkeit, soziale Kompetenz, körperliche Leistungsfähigkeit dazu. Immer wichtiger wird zudem die Fähigkeit, Propaganda und Falschnachrichten zu erkennen und geeignete Quellen für eine Objektivierung zu identifizieren und zu bewerten.

In der heutigen reizüberfüllten Zeit fällt es mir schwer, aus der Flut an Informationen, Reizen und eigenen Wünschen/ Bedürfnissen das gerade jetzt Wesentliche und Notwendige zu identifizieren. Dies ist jedoch wichtig, um eine Chance zu haben, das Offensichtliche und nicht Offensichtliche wahrzunehmen und seine Auswirkungen auf mich und die Situation einzuschätzen. Damit kann ich die Menge und zudem die Komplexität reduzieren; ich verliere keine Zeit durch „nutzloses“ (nicht förderliches) Tun und kann sorgfältig auch in den kleinen Dingen sein. Dadurch bin ich zudem weitaus weniger anfällig für „einfache“ Lösungen und Wahrheiten oder auch Manipulation.

Mentale Haltung einnehmen
Bei all dem hilft mir Ruhe und Gelassenheit sowie achtsames und furchtloses Handeln bei starkem Willen und Entschlossenheit, vgl. auch meinen Beitrag vom 11. April 2023 „Ausbauen der eigenen Fähigkeiten des Wahrnehmens, der Bewusstheit, des Verhaltens und der Fähigkeit, Reflexion zu üben“. In späteren Beiträgen werde ich auf die Themen „Gelassen bleiben“ und „Unangenehmen Situationen furchtlos begegnen“ eingehen. Wir haben immer die Wahl, wichtig ist der nächste Schritt. Die Vergangenheit ist nicht mehr änderbar, doch meine Zukunft gestalte ich heute und vor allem selbst.

Nicht-handelnder Geist und konsequentes Handeln
Dem scheinbar zu widersprechen scheint die Philosophie des „nicht-handelnden Geistes“: Gemeint ist hier jedoch das selbstverständliche Handeln ohne überzogenes Ego und in angemessenem Rahmen, beides mit Intuition und mit Herz. Es geht darum, offen und flexibel zu sein, stets die volle Geistesgegenwart beim Zuhören, Sprechen und Wahrnehmen im Zusammensein mit anderen Menschen zu wahren.

Wenn ich Führungskraft bin, habe ich dadurch (freiwillig!) mehr Verantwortung übernommen. In diesem Zusammenhang bin ich selbstverständlich mindestens genauso gefordert. Eine Grundhaltung in der Führung ist für mich, Probleme nicht auszusitzen: Wenn ich weiß, dass und was zu tun ist, dann bin ich konsequent und handle.

Körper, Geist und Fähigkeiten weiterentwickeln
Vielleicht fragen Sie sich, ob das denn Alles notwendig ist? Es ist normal, sich auseinanderzusetzen und unterschiedlicher Meinung zu sein; das belebt die Diskussion, erweitert den persönlichen Blickwinkel und führt zu einer Weiterentwicklung von mir und von der ganzen Gesellschaft. „Fehler“ in unserem Verhalten sind normal, keiner von uns ist perfekt. Durch meine persönliche Haltung kann ich jedoch angemessen, wertschätzend und dadurch „heilsam“ (förderlich) handeln.

Für die Samurai basierten Erfolge auf der gleichwertigen Ertüchtigung von Körper (Gesundheit, Konzentration), Geist (Haltung, Achtsamkeit, Bewusstsein, Herz) und Fähigkeiten (Wissen, Fertigkeiten). Ich bin überzeugt, dass das heute noch unverändert gilt.

Ich freue mich über Ihr Feedback, gern persönlich,
herzlichst
Ihr Christian Nourney

 

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