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Menschliche Werte sind meines Erachtens nach für uns Menschen „lebenswichtig“, für sie lohnt es sich zu leben, für manche Menschen scheint es sich sogar zu lohnen, für sie zu sterben. Von uns gelebte Werte sagen etwas über uns selbst aus, über unsere Charaktereigenschaften, unsere Denkweisen, unsere Glaubenssätze und unsere Gefühle. In unserem täglichen Miteinander sind sie immer präsent, sie veranlassen uns, in entsprechender Weise zu handeln. Denn Werte sind zunächst individuell.

Welche Werte sind mir wichtig?
Wenn ich andere Menschen frage, welche Werte ihnen wichtig sind, nennen sie solche, die von uns positiv wahrgenommen werden und damit gut nachvollziehbar sind. Dazu zählen beispielsweise Ehrlichkeit, Freundschaft und Vertrauen oder auch Gleichberechtigung, Freiheit und Toleranz.

Wenn ich mir jedoch anschaue, welche Nachrichten über die Medien veröffentlicht werden oder was ich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, in meinem beruflichen und privaten Umfeld erlebe – was passiert da? Sicher, die negativen Schlagzeilen und Vorkommnisse werden von uns auf Grund der genetischen Programmierung des menschlichen Gehirns schneller und intensiver wahrgenommen als positive. Dennoch stellt sich mir die Frage, wie sich krisenreiche Situationen entwickeln können, obwohl jeder Mensch für sich in Anspruch nimmt, positive Werte zu verfolgen?

Hier zeigt sich, dass gemeinsam gewählte Begriffe nicht unbedingt gleich definiert sind; daher ist der offene Austausch zwischen uns Menschen wichtig, um zu verstehen, was unser Gesprächspartner mit seiner Wertedefinition tatsächlich ausdrücken möchte.

Was sind mir meine Werte wert?
Zunächst ist es so, dass jeder von uns „seine/ ihre“ Werte individuell definiert; schließlich basiert unsere Sichtweise auf unserem erlernten Wissen und unseren Erfahrungen. Darüber hinaus ist jeder Wert zunächst für sich genommen positiv; wird er jedoch übertrieben ausgelebt, kann er auch entarten, beispielsweise kann aus Sparsamkeit Geiz oder aus Sachlichkeit Gefühlskälte werden.

Wie sieht es nun bei Ihnen aus? Sicherlich haben auch Sie für sich Werte mehr oder weniger bewusst definiert, für die Sie einstehen und die Sie in Diskussionen vertreten. Heute ganz aktuell und wichtig sowohl im Privaten als auch im Gesellschaftlichen wie auch im Beruf:

  • Wie viel Zeit nehmen Sie sich, unterschiedliche Werte-Positionen inhaltlich ausgewogen und mit Bewusstheit wahrzunehmen und mit Ihrem Werte-Verständnis abzugleichen?
  • Wie weit würden Sie gehen, um „Ihre“ Werte zu vertreten?
  • Was würden Sie riskieren wollen, wann würden Sie Anderen mit deren Werten nachgeben?

Werte im Miteinander
Ich habe einmal gehört, dass die eigene Freiheit an der Freiheit des Anderen endet. Mir gefällt diese Sicht sehr gut, denn sie gibt zwar jedem von uns Freiheit im Denken, Fühlen und Handeln; gleichzeitig weist sie jedoch darauf hin, dass alle anderen Menschen ebenfalls frei im Denken, Fühlen und Handeln sind, so dass wir uns gegenseitig achten und uns selbst in entsprechendem Maße einschränken müssen. Nur so ist ein achtsames Miteinander in der Gesellschaft möglich.

Oft finden wir uns in Situationen wieder, in denen sich Andere in einer führenden oder einflussgebenden Rolle uns gegenüber befinden. Das ist etwas ganz Natürliches, denn in anderen Situationen haben wir vielleicht eine vergleichbare Rolle inne. Es kommt jedoch darauf an, in welcher Weise ich diese herausgehobene Position nutze – um andere Menschen zu manipulieren oder um eine positive Weiterentwicklung für alle Beteiligten zu unterstützen?

Werteverständnis im Alltag
Manchen unserer Mitmenschen sind vielleicht „Freizügigkeit“ und „Selbstverwirklichung“ wichtige Werte. Sie nehmen für sich in Anspruch, monatelang wochentags oftmals bis weit nach 20 Uhr und an jedem der Wochenenden lautstarke Handwerksarbeiten selbst durchzuführen. Sicherlich ist das formal-rechtlich nicht zu beanstanden, doch welche Werte der Nachbarn könnten dabei missachtet werden?

Im beruflichen Kontext habe ich es persönlich mehrfach erlebt, dass Unternehmenswerte im Top-Management diskutiert und festgelegt, anschließend mit den leitenden Führungskräften besprochen und daraus Handlungsleitfäden formuliert wurden. Die nicht-leitenden Führungskräfte wurden danach informiert und konnten ihr Feedback dazu geben – was in keinem der selbst erlebten Fälle zu einer Anpassung geführt hatte. Die Mitarbeiter wurden sodann darüber informiert, welche Werte für sie nun zu gelten haben, was darunter zu verstehen und umzusetzen sei.

Ganz ehrlich: Wie wirkt das auf Sie? Wenn Sie Mitarbeiter gewesen wären, wie wäre wohl Ihre erste Reaktion darauf gewesen? Würden Sie sich mit diesen Unternehmenswerten verbunden fühlen? Zu Veränderungen haben sie übrigens nicht geführt, und nachhaltig sind sie schon gar nicht gewesen … Woran mag das wohl gelegen haben?

Wenn mit „Werten“ manipuliert wird
Wir Menschen vertrauen oft staatlichen und wissenschaftlichen Institutionen oder selbst ernannten Philanthropen, die uns „höhere Werte“ vermitteln wollen. Solange diese „höheren Werte“ offen diskutiert werden können, um einen gesellschaftlichen Konsens zu erzielen, ist das eine gute Sache. Wenn aber Diskussionen darüber eingeschränkt werden, andere Wissensträger abgewertet und gleichzeitig auch ganz massiv Einfluss auf unser Leben genommen wird, dann nicht.

Das lässt sich auch auf das private und berufliche Umfeld übertragen, denn wir Menschen finden uns in allen diesen Gruppen wieder.
Es mag mühsam sein, unterschiedliche Argumentationen differenziert zu überprüfen. Und manchen Menschen fällt es leicht, anderen Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden. Umso wichtiger ist es, die dahinterstehenden Absichten und Vorgehensweisen zu überprüfen. Und für unser Selbstbewusstsein ist es förderlich, wenn wir eigene Positionen deutlich machen und andere Menschen in ausgewogenen Gesprächen überzeugen können.

So stehe ich immer wieder vor dem erforderlichen Ausbalancieren zwischen „meinen“ Werten und Sichtweisen sowie den Werten und Sichtweisen der anderen Menschen und der Gesellschaft. Und das führt mich zurück zu den Fragen: Welche Werte sind mir selbst wichtig, für welche dieser Werte setze ich mich mit welchem Nachdruck auch Anderen gegenüber ein, und wie erkenne ich, dass ich damit die Werte der anderen Menschen dennoch respektiere?

In der Kommunikation achtsam bleiben
Diese Beobachtungen zeigen, dass wir Alle durchaus Werte haben und sie auch leben wollen. Wir interpretieren sie jedoch jeder für uns ein wenig anders und nehmen dennoch für uns selbst in Anspruch, sie „richtig“ zu interpretieren. Was im „Kleinen“ schon schwierig zu sein scheint, mag im „Großen“ umso schwieriger sein.

Daher versuche ich stets, achtsam zu sein und die Reaktionen meines Gegenübers aufmerksam wahrzunehmen. Mein Körper reagiert immer und auf jede Aktion / Reaktion eines anderen Menschen, das kann ich nicht bewusst steuern. Dafür ist es mir eine große Hilfe, frühzeitig zu erkennen, was ich mit meinen Worten und Taten auslöse. Sicherlich erscheint das zunächst sehr anstrengend zu sein, doch im Sinne eines friedlichen und wertschätzenden Miteinanders sehr lohnend.

Und auch wenn es die neuen Medien erlauben, über das „Netz“ mit Bild und Ton zu kommunizieren, wird dadurch jedoch ein wesentlicher Teil der non-verbalen Kommunikation abgeschnitten; dies muss ich stets berücksichtigen und umso mehr auf die „Zwischentöne“ achten.

Ich freue mich über Ihr Feedback, gern persönlich,
herzlichst
Ihr Christian Nourney

 

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