Weihnachten und alle Jahre wieder: Der Film „Obendrüber da schneit es“ – nach einem Buch von Astrid Ruppert und mit den Hauptdarstellern Wotan Wilke Möhring und Diana Amft – hat es mir angetan. Einige Jahre lang haben sich meine Frau, meine Tochter und ich uns diesen Film immer an Heiligabend angeschaut. Nicht etwa, weil uns langweilig gewesen wäre; nein, weil er uns jedes Mal von Neuem und gefühlt auch intensiver berührt hatte.
Wie aus dem Leben gegriffen!
Immer mehr Details haben wir wahrgenommen. Die verschiedenen Lebensgeschichten, aus denen der Zuschauer an einem 23. und 24. Dezember Ausschnitte miterlebt, kommen vertraut vor, wie im „richtigen“ Leben: Bei uns selbst, in der Familie, bei Freunden oder bei Bekannten. In jeder der einzelnen Lebensgeschichten – Mutter/ Tochter, Vater/ Sohn, Vater/ Tochter, älteres Ehepaar, junges Paar, Alleinstehende – spitzen sich gerade zu Weihnachten die Konflikte zu, bis sie für Alle an Heiligabend durch einen Unfall zu einer Entspannung führen. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass hinter all‘ dem ein (Dreh-) Buch steht; und dennoch scheinen die Abläufe und Gespräche sehr realitätsnah zu sein.
Worum geht es in dem Film?
- Warum schreibe ich nun ausgerechnet darüber in einem Blog? Eine ganze Reihe an insbesondere persönlichen Themen wird ohne große dramaturgische Überspitzung dargestellt.
- Da geht es beispielsweise um die Erwartungshaltung eines Vaters (Pfarrer mit hohem Ansehen) an seinen Sohn (Pfarrer auf Stellensuche), wie ein Gottesdienst angemessen zu gestalten sei.
- Eine Mutter feiert mit ihrer kleinen Tochter zum ersten Mal Weihnachten ohne den Vater; doch wie kann sie es dem Kind erklären, dass der Vater eine neue Beziehung hat?
- Wie geht ein älteres Ehepaar damit um, dass die über viele Jahre gewachsene Tradition „Weihnachtsgansessen“ unterbrochen wird?
- Ein junges Paar steht vor der Situation, das erste Weihnachtsfest zu zweit mit den eigenen individuellen Vorstellungen übereinzubekommen.
- Eine ältere alleinstehende Dame ohne noch lebende nahe Verwandte wünscht sich ein Wiedersehen mit der Familie und fragt sich, warum sie noch auf Erden lebt.
- Nach der Trennung von Ehefrau und Mutter suchen ein Vater und seine jugendliche Tochter nach einem Weg für eine gemeinsame Kommunikation: Wird das gelingen?
- Und schafft es ein Witwer, mit dem Tod seiner Frau zurechtzukommen und wieder Kontakt zu seiner erwachsenen Tochter aufzunehmen?
Es braucht einen Anstoß für Veränderungen
Als außenstehendem Beobachter fällt es uns oft sehr leicht, eine vermeintlich offensichtliche und „einfache Lösung“ vorzuschlagen. Wenn wir uns dann unseren eigenen Lebensweg an-schauen, stellen wir meist ernüchtert fest, dass wir selbst in vergleichbaren Situationen diese „einfachen“ und offensichtlichen Lösungen nicht oder vielleicht erst später und nach Umwegen gefunden haben. Im Film muss erst eine „Katastrophe“ (ein Unfall) passieren, damit die Menschen aus ihrem eingefahrenen Rhythmus aussteigen können: Einem anderen Menschen muss geholfen werden, Erste Hilfe hat Vorrang. „Zufällig“ hat die Mutter mit dem kleinen Kind wieder viel zu viel Essen für nur zwei Personen vorbereitet und lädt spontan Alle ein, bei ihr zu bleiben, bis der Notarzt kommt. Und das führt zu einer vollkommen neuen Situation für Alle, wodurch Konfliktlösungen jetzt möglich werden. Beide „Seiten“ gehen aufeinander zu, öffnen sich, zeigen Gefühle und gestehen Fehler ein. Die vorher in sich stabilen Teilsysteme sind instabil geworden und können sich nun neu ausrichten.
Oft reichen kleine Auslöser aus
Es müssen nicht gleich eine Katastrophe oder ein Unfall sein, die mich dazu anregen, eingefahrene Wege zu verlassen, mein Denken/ Fühlen/ Handeln zu hinterfragen oder sensibel für die Bedürfnisse und Wünsche von mir und anderen zu sein. Wenn ich mich achtsam verhalte, kann ich Signale aus meiner Umwelt bewusst wahrnehmen; das kann bereits ein Auslöser sein.
Persönliche Krisen und Konflikte mögen unangenehm sein, denn sie erfordern von mir die Auseinandersetzung mit Themen, die ich vielleicht lieber von anderen gelöst bekommen hätte; sie können mich jedoch durch eine erfolgreiche Lösung stärken.
Konflikte als Weg für neue Lösungen
Die in dem Weihnachtsfilm gezeigten Lebensgeschichten gehen auf die individuell gelebten Werte ein, die für jeden von uns eine andere Bedeutung haben können. Oftmals stehen hinter Konflikten unterschiedliche Werte, die zu unterschiedlichen Beurteilungen, Gefühlen und Zielen führen. Aus ihnen leiten die Konfliktparteien gegensätzliches Verhalten ab. Werte spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben; sie sagen viel über unsere Haltung, unser Denken, unsere Glaubenssätze oder auch Bedürfnisse aus.
Das Schöne an dem Film ist für mich, dass er Hoffnung vermittelt und den Figuren Möglichkeiten für eine positive Entwicklung eröffnet. Und das sehe ich auch als wesentlichen Teil im Coaching: Es wird ein Thema bearbeitet, wodurch eine positive persönliche Weiterentwicklung möglich gemacht wird.
Veränderung braucht ein lohnendes Ziel
Ich freue mich, wenn sich Menschen für eine Klärung ihres Themas Zeit nehmen, denn Ver-änderung braucht Zeit. Damit ist nicht gleichbedeutend die Menge an Coaching-Einheiten gemeint, sondern vielmehr, sich genügend Zeit für die Auseinandersetzung und Klärung zu nehmen. Je nach Thema können dennoch mehr als 2 bis 3 Coaching-Einheiten, verteilt auf mehrere Wochen, Sinn machen. Oft ist ein bestimmtes Thema der Auslöser für ein Coaching (z.B. Streit mit einem Kollegen), doch hinter dem „offensichtlichen“ Thema kann ein weiteres mit tieferer Bedeutung im Verborgenen liegen (z.B. Wahrnehmung und kommunikatives Ver-halten). So kann oftmals relativ schnell eine Lösung 1. Ordnung zum offensichtlichen Thema gefunden werden, während die Lösung 2. Ordnung einer weitergehenden Auseinandersetzung und mehr Zeit bedarf. Beide Lösungen sind notwendig und haben ihren Stellenwert: Die Lösung 1. Ordnung hilft mir schnell, die Lösung 2. Ordnung nachhaltig.
Ich freue mich über Ihr Feedback, gern persönlich,
herzlichst
Ihr Christian Nourney
Beitrag als Download